Eine Reise in die Vergangenheit war es nicht, als wir das moderne Franziskanerkloster Klosterberg in Fulda besuchten. Im Gegenteil, wir waren überrascht, wie aktuell und zeitgemäß das Leben der Mönche im 21. Jahrhundert ist. Wir haben erlebt, wie sie ihren Glauben leben und gleichzeitig mit den Herausforderungen unserer Zeit umgehen.
Der Tag war so aufgeteilt, dass morgens vier Workshops angeboten wurden, die nachmittags wiederholt wurden, so dass alle die Möglichkeit hatten, an zwei dieser Workshops teilzunehmen. Darüber hinaus gab es ein Mittagessen, einen Rundgang durch die Kirche und Klosteranlage und zum Abschluss zwei Lieder sowie den Sonnengesang mit Bruder Cornelius und Bruder Thomas im Chorgestühl.
In unserem ersten Workshop „Copy and Paste“ haben wir die Unterschiede zwischen dem Kopieren früher und heute erkundet. Wir haben erfahren, wie wichtig der Buchdruck im Vergleich zur traditionellen Handschrift war. Als nächstes bekamen wir die Aufgabe, Psalmen und Gebete auf Leinwände mit Filzstiften und Bleistiften aufzuschreiben. Am Anfang war es sehr ruhig und alle wollten etwas Schönes produzieren. Doch wir merkten schnell, wie anstrengend es ist, alles von Hand zu schreiben. Am Nachmittag wurde es etwas unruhiger, aber trotzdem haben wir viel gelernt und haben Respekt vor den Mönchen, die früher Bücher geschrieben haben.
Im zweiten Workshop hatten wir die Gelegenheit Peter, einen Abiturienten, kennenzulernen, der direkt nach seinem Abitur mit Franziskanermönchen zusammenlebt. Er lebt seit Oktober im Kloster und hat uns von seinem täglichen Leben erzählt. Beginnend mit dem Frühstück um 8:00 Uhr, bis hin zu seiner Leidenschaft für Bücher und Archäologie. Interessant für uns war, dass er nicht fest an den Orden gebunden ist und sogar eine Partnerschaft haben darf. Im Gegenzug für kostenloses Wohnen und Essen hilft er im Kloster. Peter hatte so die Chance, selbst zu erfahren, wie es ist, im Kloster zu leben.
Cool, dass wir im Kloster jemanden treffen durften, der erst 18 war! Durch Peters jugendliches Alter und die entspannte und vertraute Atmosphäre war es einfach, mit ihm in Kontakt zu treten. Seine offene und freundliche Art hat es uns ermöglicht, uns wohlzufühlen und viele Fragen zu stellen.
Im dritten Workshop "Gemeinsam Mensch" ging es um das Thema Inklusion. Wir als Schülerinnen waren besonders begeistert und hatten viel Interesse daran, mehr darüber zu erfahren. Wir haben gelernt, dass jeder von uns anders begabt ist und dass jeder von uns besonders ist. Arbeit sollte nicht nur Spaß machen, sondern auch einen Sinn haben und die Menschen erfüllen. Früher wurden behinderte Menschen ausgegrenzt, aber heute werden sie integriert und nicht nur medizinisch behandelt.
Die Kooperation des Klosters mit „antonius: gemeinsam Mensch“ legt den Fokus auf eine gemeinsame Zukunft von Menschen mit und ohne Behinderungen. Dies geschieht, indem im Kloster gezielt Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit gegeben wird, gemeinsam mit gesunden Menschen zu arbeiten und zusammenzuwachsen.
Allerdings stellten wir fest, dass es noch immer Formen der Ausgrenzung gibt. Eine Schülerin erzählte, dass sie in einem Fußballverein ausgeschlossen wurde, weil sie als Mädchen nicht in den Jungenteams spielen durfte. Der Mönch betonte, dass wir alle die gleiche Luft atmen und es wichtig ist, inklusiv zu leben. Die Stimmung im Workshop war sehr interessiert, aber die Schüler*innen waren eher passiv.
Im letzten Workshop "Leben im Kloster" durften wir Bruder Cornelius alles über das Leben im Kloster fragen. Er zeigte uns die Räume und den Gemeinschaftsraum, in denen die Mönche nur noch im rechten Flügel leben und jeder von ihnen hat 45qm Wohnfläche sowie ein eigenes Bad. Der Workshop begann mit einem kleinen Gebet in einem Konferenzraum. Bruder Cornelius erklärte uns, warum es Gott gibt. Er sagte, dass wir das Leben an sich nicht verleihen oder produzieren können. Der Mensch hat freien Willen, Gefühle und Vernunft. Körper und Seele sind zweigeteilt, und die Seele wird durch den Glauben und die Worte gefüttert, während der Körper durch das Brot gestärkt wird. Bruder Cornelius ist seit 22 Jahren Mönch und wurde erst mit 44 Jahren Mönch, da er nach einem Sinn im Leben suchte. Die Schüler*innen waren ruhig und interessiert, aber auch hier stellten sie viele Nachfragen.
Während des Rundgangs mit Bruder Gerhard starteten wir zunächst am Eingang. Das Kloster hatte ursprünglich eine Benediktiner-Tradition. Die Stadt Fulda war einst eine Stadt mit vielen Mönchen und wurde im 8. Jh. von Bonifatius gegründet. Wir besichtigten den Friedhof der Mönche und den Klostergarten und waren besonders von der barocken Kirche beeindruckt. Wir haben auch von Bruder Gerhard viel von den Leben moderner Mönche erfahren. Er erzählte uns z.B., dass es heutzutage schwierig ist, alle Regeln des Ordens umzusetzen, da man z.B. dazu gezwungen ist, Geld auszugeben, d.h. auch Franziskanermönche nehmen inzwischen Geld in die Hand, obwohl der Gründer Franziskus das verboten hatte.
Der Klostertag war echt spannend, weil wir moderne Mönche kennengelernt haben, die viel cooler waren als gedacht. Die Zeit verging superschnell und wir haben viel gelernt. Es war eine einzigartige Erfahrung, die man sonst nicht machen kann und es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Jean-Louis, Marco und Herr Graschtat