Wenn am Sonntag, 23.02.2025, der neue Bundestag gewählt wird, sind nur Erwachsene ab 18 Jahren wahlberechtigt. Doch wie würde das Ergebnis ausfallen, wenn die Jugendlichen in Deutschland wählen dürften? Immerhin geht es ganz besonders auch um ihre Zukunft. Dieser spannenden Frage wird im Projekt der Juniorwahl nachgegangen.
Bundesweit haben dabei die Klassen 7 bis 13 an mehr als 7200 Schulen die Möglichkeit, von ihrem „Kinderstimmrecht“ Gebrauch zu machen. Dank der Fachschaft Politik und Wirtschaft beteiligt sich auch die AMS daran. Seit 2019 organisiert die Fachschaft die Juniorwahl parallel zu Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen. Dazu gehört nicht nur die Planung des Wahltags, sondern auch die Vorbereitung der Klassen. Diese hatten im Vorfeld im Politik- und Wirtschaftsunterricht besprochen, wie die Wahl abläuft, was es mit Erst- und Zweitstimme auf sich hat, und einen Blick auf die Wahlprogramme der Parteien geworfen. Auch das Wahlergebnis wird in den nächsten Wochen noch Thema sein.
Am Montag, 17.02.2025, eine knappe Woche vor der Bundestagswahl, war es dann so weit. Ausgestattet mit persönlichen Wahlbenachrichtigungen und Wählerverzeichnis kam eine Klasse nach der nächsten in die Bibliothek, um dort ihre Stimmzettel zu erhalten. Ausgegeben wurden diese vom Wahlvorstand, der aus Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen bestand. Diese achteten sorgfältig darauf, dass alles ordnungsgemäß und regelkonform ablief.
Mit dem Stimmzettel ging es dann in die Wahlkabine. Die meisten kamen zügig wieder heraus, weil sie vorher schon genau wussten, was sie wählen wollten. Manche erzählten hinterher, dass sie plötzlich ganz aufgeregt waren, weil sie bloß nichts Falsches ankreuzen wollten. Und einzelne fingen erst in der Wahlkabine so richtig an, sich Gedanken zu machen, was sie wählen wollten. Doch um jetzt noch einmal den Wahl-O-Mat durchzugehen, dafür blieb nicht genügend Zeit, denn die nächste Klasse wartete schon ungeduldig vor der Bücherei. Nach der Wahl verschwand der ordentlich gefaltete Stimmzettel in der versiegelten Wahlurne. Der Leistungskurs Politik und Wirtschaft wird die Auszählung der Stimmen übernehmen und das Ergebnis weitergeben. Das landesweite Ergebnis wird am Wahlabend um 18 Uhr auf der Homepage der Juniorwahl veröffentlicht werden.
Die Intention der Fachschaft Politik und Wirtschaft, „durch die aktive Teilhabe am Wahlakt das Interesse und die Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler an politischer Teilhabe“ zu stärken, wurde sicherlich erfüllt. Denn die Möglichkeit, an der Juniorwahl teilzunehmen, kam bei der großen Mehrheit der Schülerinnen und Schüler gut an. Ian fasste zusammen, was viele meinten: „Ich finde es gut, dass wir Schüler auch mal erleben können, wie es ist, zu wählen, dass wir sehen, wie das funktioniert.“ Einige betonten, dass die Juniorwahl eine gute Erfahrung sei, die auf das Leben vorbereite. Außerdem müsse man sich so schon einmal mit den Parteien und deren Programmen beschäftigen. Marlon sprach aus, was an dem Tag von mehreren Jugendlichen zu hören war: „Man fühlt sich so erwachsen, wenn man wählen darf.“ Und Amelie fand es „cool, dass man sieht, wie wir politisch eingestellt sind.“
Lob für die Teilnahme der AMS an der Juniorwahl kam auch von Mitgliedern des Wahlvorstandes. Sie hatten großen Spaß an ihrem Amt und genossen es, Aufgaben zu übernehmen, die sonst nur den Lehrkräften zustehen. Auch fanden sie es spannend, Einblicke in die Abläufe einer Wahl zu bekommen.
Einen etwas bitteren Beigeschmack hatte die Juniorwahl indes für einige Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe, die in den kommenden Monaten volljährig werden. Hätte es keine vorgezogenen Neuwahlen gegeben, sondern wäre der Bundestag wie geplant im September neu gewählt worden, hätten sie zum ersten Mal von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen dürfen. Jetzt müssen sie voraussichtlich vier Jahre warten, bis sie ihre Stimme bei einer Bundestagswahl abgeben können. Die Juniorwahl war für sie immerhin ein schwacher Trost. Auch wenn sie damit nicht den Ausgang der Wahl am Sonntag beeinflussen konnten, hatten sie immerhin Gelegenheit, ihrer Meinung öffentlich Ausdruck zu verleihen.
Und so bleibt die von vielen Schülerinnen und Schülern geäußerte Hoffnung, dass die Politikerinnen und Politiker nach der Bundestagswahl auch einen Blick auf das Ergebnis der Juniorwahl werfen und in den kommenden Jahren auch den Jugendlichen mit ihren Bedürfnissen stärkere Beachtung schenken werden.